Eigene Artikel in der Gemeindezeitschrift

"Wer die Kraft des Tanzens kennt, wohnt in Gott." - Rumi


-> von Susanne Lorenz, veröffentlicht in der Gemeindezeitung "Himmel und Erde" (Februar 2016):

Über die Wirkung von Tanztherapie. Auf der Suche nach Worten bewege ich meine eigenen Erfahrungen mit Tanztherapie. Für Tanztherapie müssen Sie nicht körperlich fit sein und auch nicht jung oder besonders beweglich. Sie sind vielmehr willkommen, genau so wie Sie gerade sind: vielleicht erschöpft, traurig und schüchtern oder frisch und munter. Mit Tanztherapie können Sie vielleicht besser entspannen, Verborgenes ans Licht bringen und Ihre Bedürfnisse neu ausbalancieren. Was Ihnen dabei begegnet, wird Ihnen nicht immer gefallen, gleichzeitig spüren Sie vielleicht, dass Sie es zu Ihrem Ganz- und Heilsein brauchen.

Tanztherapie kann sehr tiefgreifende Prozesse initiieren. Viele Menschen erleben den geschützten Rahmen einer Gruppe von Tanzenden bereits als sehr heilsam. Für mich als Begleiterin gilt es dann, mit Achtsamkeit und Einfühlung einen vertrauten Austausch der Gruppenteilnehmer untereinander oder in der Einzelarbeit mit mir zu fördern.

Bei vielen körperlichen und seelischen Erkrankungen ist Tanztherapie begleitend und unterstützend geeignet. Schmerzerfahrungen werden in der Seele, bzw. im Gehirn, gespeichert. Durch die Möglichkeiten der Tanz- und Ausdruckstherapie können schmerzbezogene Körpererinnerungen abgebaut werden und positive Vernetzungen durch neue positive, lustvolle Erlebnisse gebildet werden. Die Hirnforschung weiß von dem Einfluss künstlerischer Therapiemethoden auf das limbische System als Empfindungs- und Kontrollorgan, insbesondere auf die Amygdala als Schmerzzentrum.

Unser Körper ist „ein Lebewesen, das viele verschiedene Sprachen beherrscht. Er äußert sich durch seine Farbgebung, durch seine Temperatur, das jähe Zucken einer Erkenntnis, das Glühen der Liebe, das Ziehen oder Stechen von Schmerzen, die Hitze der Erregung, die Kälte seiner Ablehnung. Er kommuniziert durch das hüpfende Herz, das Sinken der Gefühle in die Magengrube, das Aufsteigen der Hoffnung bis zum Scheitel.“ (aus Clarissa P. Estes „Die Wolfsfrau“).

Mit Tanztherapie kann ich meinen Körper sprechen lassen, Fragen bewegen. Die Antwort liegt schon im Tun. Es geht darum, dem Körper Raum und Ausdruck zu geben. Vielleicht wollen Sie einmal ausprobieren, wie es sich anfühlt, eine Fragestellung ohne Musik und mit geschlossenen Augen zu bewegen, den eigenen Bewegungsimpulsen zu folgen. Anschließend könnten Sie ein Bild malen oder Notizen zu Ihrem Erleben machen. Ein Mittänzer oder Ihr Tanztherapeut könnte Zeuge Ihrer Bewegungen sein, die er Ihnen anschließend beschreibt, ohne Deutung oder Interpretation (Authentic movement).

Bei der Bewegungsanalyse von Rudolf von Laban (Tänzer und Choreograph 1879-1958) wird dagegen strukturierter mit körperlicher Bewegung gearbeitet. Sie sind dabei eingeladen, zur Musik folgende Bewegungen auszuprobieren: wringen Sie Ihre Frage mit den Händen, dann tupfen Ihre Füße auf den Boden, Ihre Arme schweben durch den Raum, Ihr Körper gleitet zu Boden, mit den Händen stoßen Sie etwas von sich, Ihre Finger flattern hinauf und hinab, mal ganz allmählich oder plötzlich, sehr direkt oder indirekt, leicht oder kraftvoll. Und wenn die Musik endet, bleiben Sie stehen und spüren nach. Ist Ihnen warm geworden? Spüren Sie wie Ihr Herz pocht? Ihren Atem? Wie ist der Kontakt Ihrer Füße zum Boden?

Stellen Sie sich nun vor, dass Ihre Füße Wurzeln haben. Wie sind diese Wurzeln beschaffen? Reichen sie tief in die Erde hinein oder breiten sie sich eher direkt unter der Oberfläche aus? Sind die Wurzeln kräftig und stark gewachsen und geben Ihnen einen guten Halt? Und wenn es bei Ihnen anders aussieht als bei anderen, können Sie sich vielleicht trotzdem genauso getragen und gehalten fühlen, weil es etwas Größeres gibt, etwas jenseits unserer Vorstellungen, das uns trägt und hält.

"Tanz, authentischer Ausdruck und Fantasie - offene Gruppe"


-> von Susanne Lorenz, veröffentlicht in der Gemeindezeitung "Himmel und Erde" (März 2011):

Lob des Tanzes

"Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge, bindet den Einzelnen zur Gemeinschaft. Ich lobe den Tanz, der alles fordert und fördert: Gesundheit und klaren Geist und eine beschwingte Seele. Tanz ist Verwandlung des Raumes, der Zeit, des Menschen, der dauernd in Gefahr ist, zu zerfallen, ganz Hirn, Wille oder Gefühl zu werden.

Der Tanz dagegen fordert den ganzen Menschen, der in seiner Mitte verankert ist, der nicht besessen ist von der Begehrlichkeit nach Menschen und dingen und von der Dämonie der Verlassenheit im eigenen Ich. Der Tanz fodert den befreiten, den beschwingten Menschen im Gleichgewicht der Kräft. Ich lobe den Tanz! O Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit Dir nichts anzufangen."

(Augustinus, 354-430)

Seit dem letzten Monat, dem wunderbaren Monat März, biete ich regelmäßig sonntags eine Tanz- und Bewegungsgruppe an. Bisher finden sich Frauen in fast jedem Alter ein. Sie sind offen für neue Erfahrungen, und neugierig, was ich da wohl mache. Sie haben Lust auf Bewegung, Kreativität und Gemeinsamkeit. Und sie schätzen den Raum von Achtsamkeit, Akzeptanz und Respekt, der Vertrauen schafft und den Mut, sich zu zeigen. Männer sind ebenso willkommen und heutzutage in tanztherapeutischen Zusammenhängen nicht mehr nur eine Minderheit.

So wie ich bin, mit allen Gefühlen und mit allen Sinnen, möchte ich mich ausdrücken, austoben, ausprobieren, mal schüchtern und zurückhaltend, mal forsch und ausufernd. Einige Frauen haben schon Erfahrungen im orientalischen Tanz gemacht, für andere sind diese Bewegungen noch neu. Auch mit einigen Techniken von Benita Cantieni zur Kräftigung der Tiefenmuskulatur für eine aufrechte und rückenschmerzfreie Haltung werden wir vertraut.

Ich bin glücklich, dass mir nun der wunderbare große Gemeindesaal in der Kirchstraße in Alt-Schmargendorf fürs allsonntägliche Tanzen zur Verfügung steht. In einem so großen Saal kann die Gruppe gerne noch wachsen. Eine regelmäßige Teilnahme ist nicht erforderlich, aber natürlich erwünscht. Der Tanzsonntag soll in erster Linie Spaß machen, die Kreativität, Gemeinsamkeit und Lebensfreude fördern. Ich arbeite gerne themenbezogen, wenn es gefällt.

In den Monaten März bis April beschäftigen wir uns mit Freuen(vor)bildern. Dabei geht es um Fragen wie: Welche Frau(en) bewundere ich und weshalb? Finde ich in mir ähnliche Eigenschaften und Fähigkeiten, wie ich sie an dieser Frau bewundere? Was kann ich tun, um diese Eigenschaften und Fähigkeiten noch mehr in mir zu entfalten? Diese themenbezogene Arbeit verstehe ich natürlich auch als ein Angebot und als Anregung.

Hauptberuflich bin ich als selbständige Anwältin und Mediatorin in Berlin-Steglitz tätig. Die Ausbildung zur Mediatorin habe ich durch eine Weiterbildung zum Coach/Mentaltrainer weiter vertieft. Meine Tanzerfahrungen reichen vom spirituellen orientalischen Tanz in Verbindung mit der Canitenica-Methode, über Authentic movement, Bartenieff-Fundatmentals, Butoh, 5Rhythmen-Tanzen nach Gabrielle Roth bis zur Contactimprovisation. An den Tanzsonntagen nutze ich sowohl meine eigenen Trainingserfahrungen als auch meine Kenntnisse aus meiner aktuellen Ausbildung zur kreativen Tanz- und Ausdruckstherapeutin, die ich im letzten Jahr begonnen habe.

In der sonntäglichen Tanzgruppe frage ich auch immer nach Wünschen und Erwartungen, die ich gern in meine Arbeit einbeziehen möchte. Ich werde manchmal Traumreisen anbieten. Es bleibt also spannend und abwechslungsreich, gleichzeitig wird es Momente von innerer Stille und großer Berührtheit geben, wenn Gott will. Ich freue mich über Mitwirkende, Unterstützung und Feedback.

"Der Tanz, der in uns lebt, ist wie ein Traum. Nur wir können ihn träumen, ihm physische Form geben und ihn leben. Und wenn wir unseren Tanz nicht tanzen, wer soll es sonst tun?"

(Gabrielle Roth)